Erst im Mai 2018 wurde das Krankenhaus Şehîd Dr. Hogir eröffnet. Es ist mit Unterstützung der Freiheitsbewegung gegründet worden und wird nun aus eigener Kraft betrieben. Damit hat das Camp Mexmûr nun zwei Krankenhäuser. Wir konnten das Krankenhaus besuchen und dort mit Mehmet und Medya vom Meclisa Tenduristî ya Wargehê, dem Gesundheitsrat des Camps, sprechen.
Könnt ihr euch und die Institution, in der ihr arbeitet, zu Beginn kurz vorstellen?
Mein Name ist Mehmet und ich arbeite als Arzt hier im Camp Mexmûr. Zugleich bin ich auch Kovorsitzender im Gesundheitsrat des Camps, den es seit 2013 gibt. Auch meine Kollegin Dr. Medya ist Ärztin hier im Camp. Natürlich gab es seit dem Aufbau des Camps vor knapp 20 Jahren Arbeiten im Gesundheitsbereich. Aber der Rat wurde erst im Jahr 2013 gegründet. Ich selbst komme aus Mexmûr. Ich war fünf Jahre alt, als wir aus der Türkei fliehen mussten. Ich bin im Camp Mexmûr zu Schule gegangen und habe dann in Dohuk Medizin studiert. In Dohuk, Hewlêr und anderen Städten habe ich zwei Jahre lang als Arzt gearbeitet. Später bin ich dann zurück nach Mexmûr gekommen und arbeite seitdem hier als Arzt.
Eine Frage zur alltäglichen Arbeit: Wie viele Menschen arbeiten hier im Krankenhaus? Welche Krankheiten kommen im Camp besonders häufig vor?
Wir als Gesundheitsrat sind für fünf Institutionen verantwortlich. Es gibt nicht nur dieses Krankenhaus, in dem wir uns gerade befinden. Zusätzlich gibt es noch ein weiteres Krankenhaus, das an die UN angebunden ist. Außerdem gibt es ein Zentrum für Physiotherapie. Wir bauen zur Zeit auch ein Zentrum für Kinder mit Autismus und Down-Syndrom auf. Unsere fünfte Institution ist ein Gesundheitsinstitut, an dem wir medizinisches Fachpersonal ausbilden. Die dortige Ausbildung zur Krankenpflegerin bzw. zum Krankenpfleger dauert zwei Jahre. Es gibt ein weiteres Projekt, das wir gerne umsetzen würden, und zwar eine Gesundheitsakademie. Dort soll es einen Bereich geben, der Gesundheitsbildung für die Gesellschaft umfasst. Ein zweiter Bereich soll der Ausbildung von medizinischem Fachpersonal dienen.
Unser Gesundheitsrat setzt sich aus 50 Personen zusammen, insbesondere Ärztinnen und Ärzten, Krankenpflegerinnen bzw. Krankenpflegern, Psychologinnen und Psychologen, Apothekerinnen und Apothekern und Personen aus anderen Gesundheitsbereichen. Die Leitung des Gesundheitsrates umfasst elf Personen. Außerdem gibt es noch die Kovorsitzenden des Gesundheitsrates. Verschiedene Kommissionen sind Teil des Gesundheitsrates.
Die Zahl der Kranken, die wir am Tag behandeln, variiert natürlich. Das UN-Krankenhaus ist immer vormittags geöffnet. Dort werden durchschnittlich 80-100 Personen pro Tag behandelt. Das Krankenhaus im Zentrum des Camps, in dem wir uns gerade befinden, wird nachmittags geöffnet. Hier behandeln wir ca. 50-60 Personen pro Tag. In dem Zentrum für Physiotherapie finden längerfristige Behandlungen von 20 Tagen, einem oder zwei Monaten statt. Dort sind durchschnittlich 15-20 Personen in Behandlung. Im Camp gibt es 25 Kinder mit Autismus oder Down-Syndrom. Wir stehen kurz vor der Eröffnung des Gesundheitszentrums, das sich um sie kümmern wird. Unser Gesundheitsinstitut, an dem wir Fachpersonal ausbilden, gibt es nun seit zwei Jahren. Der erste Jahrgang bestehend aus zehn Krankenpflegerinnen und Krankenpflegern steht kurz vor seinem Abschluss. Die Teilnehmer*innen werden dann im Gesundheitsbereich des Camps arbeiten.
Was sind eure größten Probleme im Gesundheitsbereich des Camps? Wie könnt ihr unterstützt werden?
Eines unserer größten Probleme im Camp sind die andauernden Gesundheitsprobleme der Menschen. Wir befinden uns seit 25 Jahren auf der Flucht. Wir haben es hier mit einer Bevölkerung zu tun, die im Laufe ihrer Flucht acht Mal ihren Aufenthaltsort verlassen und sich eine neue Bleibe suchen musste. Und jedes Mal wurde sie Massakern, Embargos und allen denkbaren Formen der Unterdrückung ausgesetzt. All das nur, weil die Menschen hier kurdisch sind. Nun leben wir seit mittlerweile 20 Jahren in Mexmûr.
An dieser Stelle endet die Leseprobe. Der vollständige Text ist in der Broschüre abgedruckt, die ihr über den online-Versand Black Mosquito beziehen könnt.